Zerstörung der Krämerbrücke
 
Im nachfolgenden Abschnitt soll es um einen besonderen Aspekt der Geschichte der Krämerbrücke gehen, welcher in der mehrfachen Zerstörung des Bauwerks besteht. Leider war dies mehrfach der Fall. Es waren allein um die zehn Brandkatastrophen, welche das Bild der Krämerbrücke im Laufe der Jahre prägten und nachhaltig veränderten. Die wiederkehrenden Zerstörungen machten jedoch auch bauliche Mängel der Brücke sichtbar und erzwangen dadurch einige Nachbesserungen. Nur durch diese Nachbesserungen und Renovierungen können wir die Brücke in Ihrer heutigen Gestalt bis in die Gegenwart als prägendes Element im Stadtbild von Erfurt genießen.
 
 
 
 
8.Jahrhundert bis 1293
 
Bereits im 8. bis 11. Jh. wurden vermutlich schon erste hölzerne Brückenbauten über die Gera (altdeutsch: „erph“) errichtet. Erfurt war auf Grund seiner Lage in der Mitte Deutschlands und der durch die Stadt verlaufenden Handelsstraßen schon zu dieser Zeit ein sehr beliebter und florierender Handelsort. Überall in der Stadt wurde der Handel auf diversen Plätzen betrieben, zum Beispiel auch auf den Marktflächen, die heute als Benediktsplatz und Wenigemarkt bekannt sind. Früher war die einzige Verbindung zwischen diesen, durch den Fluss Gera getrennten Marktplätzen, die Krämerbrücke. Im Jahre 1110 erwähnte man die beiden Kirchen erstmals urkundlich. Am Ostzugang stand die Kapelle St. Ägidien mit dem charakteristischen Turm und am Westzugang die Benediktskapelle. Im Jahre 1124 wurden durch Blitzeinschläge bei einem heftigen Sommergewitter „die beyden Kirchen sampt der Gassen bis aufs Rathaus in die Asche“ (Zitat²) gelegt. Es war der erste dokumentierte Brand der Kirchen bzw. der Krämerbrücke als solche. Die Brücke wurde als Bauwerk an sich in den ersten Jahren nur selten erwähnt, da Sie einfach ein Gebrauchsgegenstand war wie jede normale Brücke heutzutage auch. Die Kirchen waren zu dieser Zeit das
 
(Zitat² = www.Krämerbrücke.de)
 
Wichtige, was die Menschen bewegt hat. Somit wurden auch diese chronologisch genauer behandelt. Von diesem ersten Brand dauerte es bis zum Jahre 1156, bis die beiden Kirchen mitsamt der Krämerbrücke wieder aufgebaut waren. Jedoch währte diese Freude nicht sonderlich lange, denn in den Folgejahren kam es auf Grund der Holzkonstruktion und der fehlenden Sicherheitsmaßnahmen immer wieder zu Zerstörungen durch Brände. Belegt ist das für die Jahre 1175, 1178, 1213, 1222, 1245, 1265, wobei jedoch auch in der Folgezeit immer wieder Feuer wüteten.
 
1293 bis 1810
 
 Nach einem weiteren großen Feuer im Jahr 1293 mit der Zerstörung der Ägidienkapelle beschloss der „Rat zu Erfurt“ den Erwerb der Brückenrechte mitsamt der Kirchen und Klosteranlagen. In den Folgejahren wurde die Krämerbrücke komplett abgerissen und anstatt der alten Holzkonstruktion nun eine stabilere und vor allem brandfeste steinerne Brücke errichtet. An den beiden Brückenköpfen wurden steinerne Kirchen und Tordurchfahrten errichtet. Dieser Neubau konnte erst im Jahr 1325 fertig gestellt werden. Die Stadt Erfurt gab daraufhin einen Teil der Besitzrechte wieder ab. So wurde zum Beispiel die Kirche „St. Ägidien“ dem „Schottenkloster“ unterstellt. Erst 49 Jahre später beschädigte ein erneuter Brand das Erdgeschoss der Benediktskirche mitsamt der davor befindlichen Verkaufsstände. Sie konnte jedoch relativ schnell wieder restauriert werden. Im Jahr 1472 wütete jedoch ein großer Stadtbrand, welcher die halbe Stadt Erfurt zerstörte. Dabei wurde auch die Krämerbrücke mit ihren zwei Kirchen wieder einmal vollends zerstört. Die Krämer verließen nun zunächst einmal die baufällige Brücke. Sie wurde dann innerhalb von 14 Jahren wieder neu und in Ihrer heutigen Form aufgebaut. Sie war nun ca. 26 m breit im Durchschnitt 13-15 m hoch. Die Gasse zwischen den Häuserreihen war ca. 5,5 m breit. Insgesamt standen damals im Jahr 1486 62 dreigeschossige Fachwerkgebäude auf der Krämerbrücke, welche den Namen dann nun auch offiziell seit ca. 1510 trug. Im Jahr 1582 wurde das Dach und die obere Westgiebelwand der Ägidienkirche zerstört und bis 1609 wiederhergestellt. Zu dieser Zeit begann auch eine weitere Umstrukturierung der Krämerbrücke. Die Grundstücke auf der Brücke wurden nun zunehmend an Privatpersonen verkauft, wodurch es teilweise zu deren Zusammenlegung kam, um mehr Platz für größere und geräumigere Läden zu schaffen. Dieser Prozess hielt vom 16. bis zum 18. Jahrhundert an und mündet 1810 im Verkauf der Benediktskirche an einen Kaufmann. Dieser ließ das Kirchengebäude teilweise abtragen und überbauen, um Platz für Wohnungen und Marktstände zu erhalten. Im Jahr 1896 wurde sie dann vollständig abgerissen, um die daneben geplante „Rathausbrücke“ bauen zu können.
 
1810 bis 1945
 
Der größte Vorteil in den steinernen Neubauten besteht vor allem darin, dass bei Bränden oder ähnlichen Ereignissen nicht mehr die ganze Brücke betroffen war. So auch 1855, als die fünf Häuser Nr. 23 - 27 von einem Brand heimgesucht wurden. Jedoch konnte man ein Übergreifen der Flammen verhindern. Im Anschluss wurden diese Gebäude wieder in leicht vereinfachter Form aufgebaut, was bedeutet, dass zwar verloren gegangene Bausubstanz nicht völlig wieder hergestellt, die Lücke allerdings wieder geschlossen werden konnte.
 1945 bis heute
 
Das Bombardement im Zweiten Weltkrieg zerstörte oder beschädigte große Teile der Innenstadt von Erfurt. Dies betraf auch Teile der Krämerbrücke, nämlich die Häuser Nr. 12 – 14. Diese wurden innerhalb von 10 Jahren wiederhergestellt. Des Weiteren erfolgten auf Grund von leichten Rissen im Fundament, welche von den Erschütterungen der Bombeneinschläge herrührten, umfangreiche Haussanierungen und Fassadenwiederherstellungen. Dieser Prozess setzte sich in den 60er/70er und 80er Jahren fort. Hierbei wurden jedoch außer den optischen Verbesserungen der Fassaden und Häuser auch Teile der Brückenkonstruktion, vor allem die unteren Rundbögen, wieder instand gesetzt.
1985 und im Folgejahr wurden auf Grund der doch massiveren Beschädigungen der schadhafte Mittelbereich der Brückengewölbe repariert, verstärkt und zum Teil auch erneuert. Die in dieser Zeit erfolgten Renovierungsmaßnahmen waren Teil der Bemühungen der Regierung der DDR, bestimmte und besondere Bauwerke, zu denen die Krämerbrücke glücklicherweise gezählt wurde, in einem besonders präsentablen Zustand zu erhalten. Zwar verwahrlosten andere Denkmäler wegen dieser doch sehr ungleichen Investitionspolitik, doch für die Krämerbrücke hatte es durchaus etwas Gutes.
In der Wendezeit setzte man die systematischen Bemühungen um die Erhaltung der Brückenkonstruktion, den Brückenaufbau und auch der zuweilen touristischen Nutzung durch den Einzelhandel fort. Seit 1996 bemühte sich die „Stiftung Krämerbrücke“ um Unterstützung in der Bauerhaltung, der Bewohnerinteressen und einer angemessenen Nutzungsentwicklung. Dieser Verein belebte auch das seit 1975 bestehende Krämerbrückenfest.